Auf einem großen Hof musste jeder fast alles können: Von der Aussaat des Getreides bis zum Ernten mit der Sense, vom Melken der Kühe und Ziegen bis zur Verarbeitung der Milch zu Butter und Käse, von einer guten Schafhaltung bis zum Verarbeiten der Wolle und des Flachs zu wärmender Kleidung, vom Gemüseanbau bis zur Vorratshaltung für den Winter, von der Haltung der Tiere bis zum Schlachten und Wursten.
Der Hof musste autark sein, jeder musste so viel wie möglich können.
Deswegen: Zwei linke Hände? – Unerwünscht!
In acht Dioramen wird deutlich, wie Menschen damals ohne Technik mit ihren Händen arbeiten mussten.
Konzeption und Herstellung: Carola Mehring
Eröffnung der Ausstellung
Samstag, 17. Mai 2025, 15 Uhr, Bauernhausmuseum
mit Führungen durch das Museum und die Ausstellung sowie die Möglichkeit zum Gespräch
Der Eintritt ist frei.
Begleitende Veranstaltungen:
18.05.2025, 15 Uhr, Führung durch Bauernhausmuseum & Ausstellung
15.06.2025, 15 Uhr, Führung durch Bauernhausmuseum & Ausstellung
20.07.2025, 15 Uhr, Führung durch Bauernhausmuseum & Ausstellung
Kulturhistorisches Museum Haus Kemnade
An der Kemnade 10, 45527 Hattingen
Das Bauernhausmuseum hinter Haus Kemnade ist der ehemalige Hof der Familie Schulte zur Oven. Die Familie hatte von den adligen Herren des Hauses Kemnade das erbliche Recht, den Hof zu bewohnen und zu bewirtschaften, erhalten. Dafür musste die Bauernfamilie Abgaben und Dienste an die Herren von Kemnade leisten. 1806 war Bauer Johann Heinrich Schulte zur Oven in der Lage, den Hof zu kaufen, denn die Familie hatte ihr Einkommen durch Bergbauanteile vermehren können. Gleichzeitig wurde das Fachwerkhaus neu gebaut.
Dieser Neubau ist das heutige Bauernhausmuseum, das in Stiepel Dorf stand, dort abgebaut und 1971 hinter Haus Kemnade wieder aufgebaut wurde. Das Vierständer-Fachwerkhaus ist vom Gebäudetyp her ein niederdeutsches Hallenhaus, in dem Menschen und Tiere unter einem Dach lebten.
In der ständigen Ausstellung erzählen zahlreiche Ausstellungsstücke vom bäuerlichen Leben früherer Zeiten. Es sind Geräte, die handwerkliches Geschick benötigen und die trickreich ihre Funktion erfüllten. Damit man sich vorstellen kann, wie das Leben auf einem früheren Bauernhof aussah, stellen die kleinen Dioramen Szenen des bäuerlichen Lebens nach.
Zudem beherbergt das Bauernhaus auch ein Bienenmuseum des Kreisimkervereins Bochum e.V. (http://www.kiv-bochum.de/kiv_bienenmuseum.html)
Bauernhausmuseum im Kulturhistorisches Museum Haus Kemnade
An der Kemnade 10, 45527 Hattingen
Der Eintritt ist frei.
Information über aktuelle Öffnungszeiten: Telefon 02324 30268 oder https://fv-hauskemnade.de/
Stand der Dinge – aktuelle Positionen
Ausstellung 2
12. April bis 18. Mai 2025
Die Ausstellung „Stand der Dinge“ ist die achte Zwischenbilanz des bochumerkünstlerbundes. Vom 12. April bis zum 18. Mai präsentiert der bkb im Kulturhistorischen Museum Haus Kemnade aufgrund der zahlreichen Bewerbungen zwei Ausstellungen. Die präsentierten Arbeiten entstanden in den vergangenen zwei Jahren und spiegeln aktuelle künstlerische Positionen wider.
Die Vernissage findet am Samstag, 12. April um 15 Uhr statt.
Musik: Tobias Bülow, Handpan
Begleitprogramm:
Führung durch die Ausstellung mit Künstlerinnen und Künstlern:
Sonntag, 4. Mai um 15 Uhr mit Dr. Elisabeth Kessler-Slotta
Der Eintritt ist frei.
Kulturhistorisches Museum Haus Kemnade
An der Kemnade 10, 45527 Hattingen
Burgserenade in der Stiepeler Dorfkirche
"Vater - Sohn - Pate"
1. Juni 2025, 17 Uhr, Stiepeler Dorfkirche
Caterva Musica – Barockorchester in Westfalen
Johann Sebastian Bach
Partita E-Dur für Violine Solo
Georg Philipp Telemann
Sonate A-Dur für Violine und Cembalo
Quartett g-Moll für Oboe, Violine, Viola und Cembalo
Carl Philipp Emanuel Bach
Sonate g-Moll für Oboe und Cembalo
Sonate "Der Melancholiker und der Sanguiniker" für 2 Violinen und Cembalo
Caterva Musica mit historischen Instrumenten
Elke Fabri, Violine
Wolfgang Fabri, Violine und Viola
Hans-Heinrich Kriegel, Oboe
Lucius Rühl, Cembalo
Eintritt frei. Es wird um eine Spende gebeten.
Stiepeler Dorfkirche
Brockhauser Straße 74a, 44797 Bochum
Dauerausstellungen
Schatzkammer Kemnade
Geldgeschichtliche Sammlung der Sparkasse Bochum
Die Sparkasse Bochum trug eine enorm große Zahl von Exponaten aus der Geschichte des Geldes zusammen. Es entstand eine der bundesweit größten geldhistorischen Sammlungen, die in der "Schatzkammer Kemnade" in einer stark besuchten Dauerausstellung in Haus Kemnade präsentiert wurde.
Die Schatzkammer war seit dem Hochwasser von 2021 geschlossen. Sie ist nun wieder dauerhaft in Haus Kemnade zu sehen.
Der Eintritt ist frei.
Kulturhistorisches Museum Haus Kemnade
An der Kemnade 10, 45527 Hattingen
Porträtminiaturen
Sammlung Inge C. Rudowski
Die Kunstsammlerin Inge C. Rudowski hat in ihrer Sammlung mehr als 300 Miniaturporträts aus mehreren Jahrhunderten zusammengetragen.
Ein Teil der faszinierenden Sammlung ist in Haus Kemnade zu sehen.
Aktueller Schwerpunkt:
Der Eintritt ist frei.
Führung mit der Sammlerin Inge C. Rudowski
Sonntag, 25. Mai 2025, 15 Uhr
Besucherinnen und Besucher erwartet eine lebhafte Führung durch die Sammlerin. Inge C. Rudowski gibt tiefe Einblicke in die Geschichte der einzelnen Miniaturportraits und kann sie mit Anekdoten zu den ehemaligen Besitzern zum Leben erwecken.
In dieser Führung werden auch Maltechniken erläutert.
Die kostenfreie Führung beginnt um 15.00 Uhr und dauert ca. 60 Minuten.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kulturhistorisches Museum Haus Kemnade
An der Kemnade 10, 45527 Hattingen
Englische Malerfamilien
Die Dauerausstellung präsentiert aktuell neben der Entwicklungsgeschichte der Porträtminiaturmalerei einen neuen Fokus: „Englische Malerfamilien“.
Die Präsentation zeigt Arbeiten von Vater und Sohn bzw. von Vater, Sohn und Enkel oder Brüdern. Dabei lassen sich die je charakteristischen Malstile der Künstler erkennen, aber auch wer etwas von wem übernommen oder weiterentwickelt hat. Besonderes bei dem englisch-irischem Brüderpaar Adam und Frederick Buck ist dies deutlich zu sehen.
In einer Sonderausstellung ist das Handwerkszeug der frühen Miniaturmaler des 17. und 18. Jahrhunderts ausgestellt: vom Farbpulver, Emaille-Pulver, Trägermaterialien, Kratzer bis hin zum Polierzahn.
Und die Ausstellung hält noch mehr bereit. Sie gibt einen Einblick in die Vielfalt der Miniaturporträts. Zu sehen sind Dosen und Etuis, Silhouetten, Reliefs, Gläser und Beispiele aus anderen Kulturkreisen.
So sind persische Miniaturen verschiedener Epochen neben einer japanischen Lackdose, die Kanzan und Jittoku - zwei kauzigen Gesellen des Zen-Buddhismus - zeigt, oder einer von innen bemalten gläsernen Schnupftabaksflasche mit dem Bildnis des chinesischen Kaisers Li shi mi (598 – 699) zu sehen. Bei den Reliefs fallen neben Elfenbeinschnitzereien und Kameen Porträts auf, die aus Wachs und Glaspaste modelliert wurden. Außer den Porträts zeigt die Ausstellung auch Miniaturen mit Landschaften, Blumen und Vögeln.
Ihr Besuch
Informationen für Ihren Besuch auf Haus Kemnade und Bauernhausmuseum
Museumsbesuch: mehrere Präsentationen und Ausstellungen Führungen: durch das Haus und die Sammlungen
und: Gastronomie, Veranstaltungen, Spaziergänge
ÖFFNUNGSZEITEN
Mai bis Oktober:
Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr
November bis April:
Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr (In dieser Zeit ist das Bauernhausmuseum geschlossen.)
Barrierefreiheit: Leider ist Haus Kemnade noch nicht barrierefrei zugänglich.
Führungen durch Haus Kemnade und die Dauerausstellungen: Musikinstrumentensammlung Grumbt
Ostasiatika-Sammlung Ehrich
Miniaturportraits-Sammlung Rudowski
An jedem ersten Sonntag im Monat, 15 Uhr
Die nächsten Führungen:
Sonntag, 6. April 2025, 15:00 Uhr
Sonntag, 4. Mai 2025, 15:00 Uhr
Sonntag, 1. Juni 2025, 15:00 Uhr
Treffpunkt: Diele, Eingang Innenhofseite.
Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Sammlerin Inge C. Rudowski führt durch ihre Sammlung
Niemand kann authentischer durch die Sammlung führen als die Sammlerin selbst.
Die nächsten Termine: sind noch nicht terminiert:
Zusätzliche Führungen können vereinbart werden.
Für Anfragen verwenden Sie bitte die Telefonnummer 02324 30268.
Haus Kemnade
Ein Herrenhaus aus alter Zeit, ein Juwel an der Ruhr
Haus Kemnade war über Jahrhunderte Sitz der Gerichts- und Patronatsherren von Stiepel. Urkundlich wird das Haus erstmals 1410 erwähnt. Es ist eines der eindruckvollsten festen Adelshäuser an der mittleren Ruhr.
Die heutige Gestalt des Haupthauses stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Seit 1921 ist es im Besitz der Stadt Bochum und beherbergt heute die Musikinstrumentensammlung Grumbt, die Ostasiatika-Sammlung Ehrich, die Porträtminiaturen-Sammlung Inge C. Rudowski, Schatzkammer Kemnade (Spardosensammlung der Sparkasse Bochum) sowie die Speisegastronomie "Restaurant Haus Kemnade".
Stiepel war eine sogenannte Unterherrschaft, eine kleine teilsouveräne Herrschaft innerhalb des Gesamtterritoriums, deren Inhaber neben dem Besitz von Grund und Boden auch die Berechtigung zur Rechtsprechung, Steuererhebung und zum militärischen Aufgebot ihrer Untertanen erblich besaßen. Sie hat in dieser Form vom 13. Jahrhundert bis 1812 existiert. Der Gerichtsherr hatte darüber hinaus auch das Patronat über die Stiepeler Kirche inne.
Stiepel gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Territorium Mark und seit dem 17. Jahrhundert zu Brandenburg-Preußen. Diese Territorien waren in Ämter gegliedert, denen ein Amtmann oder Drost vorstand. Stiepel lag zwischen den Ämtern Bochum und Blankenstein. Es lag dazwischen, weil es eine teilsouveräne Herrschaft (Unterherrschaft) war, in welcher der Landesherr nur eingeschränkte Befugnisse hatte, der adelige Herr der Herrschaft aber über das Gericht, die Steuererhebung und das militärische Aufgebot verfügte. Zu dieser Entwicklung war es gekommen, weil Stiepel eine weit entfernte isolierte Außenbesitzung zunächst von Bremen und dann der Herren von Lippe gewesen war. Diese hatten für ihren Außenbesitz Verwalter eingesetzt, die bald ihre Lehensleute wurden. Das bedeutete, dass sie als solche diese Herrschaft erblich inne hatten, sie auch mit Zustimmung des Lehensherrn verkaufen konnten, solange sie nur die Lehenshuldigung und die damit verbundene Lehensgebühr leisteten. Allerdings waren die Lehen unteilbar und konnten nur von einem männlichen Lehenserben übernommen werden. -
Die Grafen von der Mark versuchten zwar diese Unterherrschaften auszuschalten, was ihnen aber in Stiepel misslang, so dass sie schließlich 1511 dessen Qualität als „Eigenherrlichkeit“ anerkannten. Erst die preußischen Könige sollten im 18. Jahrhundert die Rechte der Unterherrschaft radikal beschneiden. Rechtlich blieb aber die Herrschaft Stiepel vom 14. Jahrhundert bis 1812 eine eigenständige unter lippischer Lehenshoheit stehende Herrschaft.
1812 verlor der Inhaber zwar die Herrschaftsrechte, wurde aber mit Aufhebung des Lehnswesens zum privaten Besitzer des zum Haus Kemnade gehörenden Landbesitzes. Aus den Gerichtsherren wurden gewöhnliche Gutsherren.
Gerichts- und Patronatsherren von Stiepel waren vom 13. Jahrhundert bis 1410 die von Dücker, 1418 bis 1647 die von der Recke und 1647 bis 1812 die von Syberg. Der erste Nachweis, dass die Inhaber der Herrschaft nicht auf dem Hof von Stiepel saßen, sondern auf Haus Kemnade, stammt aus dem Jahre 1410.
Im lippischen Lehensarchiv sind zwar als erste Lehensinhaber der Herrschaft 1393 die Herren von Düker genannt, prägend für die Geschichte der Herrschaft und des Hauses Kemnade waren aber zwei andere märkische Adelsfamilien, die von der Recke und die von Syberg.
Die von der Recke kauften 1418 die Herrschaft Stiepel und hatten sie bis 1647 in inne. Sie waren eine bedeutende märkische Adelsfamilien, deren räumlicher Schwerpunkt um Kamen und Hamm lag und die Stiepel zunächst nur als zusätzlichen entfernten Besitz betrachteten. Erst mit dem Begräbnis Goderts von der Recke in der Stiepeler Kirche 1521 bildete sich eine eigenständige Linie der Familie zu Stiepel aus. Dies führte 1596 unter Wennemar V. von der Recke als Patronatsherren, die den Geistlichen vorschlagen konnte, die Reformation ein. Es gelang der Familie auch mehrfach das Amt des Drosten von Blankenstein zu besetzen, womit sie auch Sonderstellung ihrer Unterherrschaft zu sichern wussten.
Nachfolger im Erbgang wurden 1647 die Herren von Syberg, eine im Vergleich zu den von der Recke eher nachrangige märkische Adelsfamilie, deren Aufstieg mit dem Antritt der Herrschaft Stiepel erst begann. Auch Mitglieder ihrer Familie waren Drosten in Blankenstein. Auch sie waren strenge Lutheraner. Bis 1880 blieben sie im Besitz zunächst der Herrschaft Stiepel, dann der Gutsherrschaft Kemnade.
Die auffällig lange Dauer dynastischer Herrschaft auf Haus Kemnade ist das Ergebnis der Lehensqualität der Herrschaft Stiepel, welche durch das Teilungsverbot einen dauerhaften festen Kern des Familieneigentums bildete, der nicht der für Adelsfamilien gefährlichen Erbteilung unterlag. Auf Dauer bedeutete das die Garantie der Erhaltung eines „qualifizierten Geschlechts“ (Friedrich Matthias von Syberg 1688)
In der napoleonischen Zeit wurden das Lehenswesen 1809 und die Eigengerichtsbarkeit (Unterherrschaft) 1812 aufgehoben. Der zum Haus Kemnade gehörende Lehensbesitz wurde Privatbesitz. Aus dem residierenden Erbherrn von Syberg wurde der Rittergutsbesitzer von Syberg. Nach dem Tod der letzten Tochter Syberg gelangte das Rittergut durch deren Einheirat in die Familie von Berswordt-Wallrabe in (Bochum-)Weitmar 1880 an diese. Von ihr erwarb 1921 die Stadt Bochum das Gut, für das sie Gutspächter bestellte. 1959 wurde in Kemnade eine Gastronomie eingerichtet. Die Landwirtschaft ist inzwischen aufgegeben. In das Haus zogen städtische Sammlungen ein, zuletzt auch eine Außenstelle des Standesamts Hattingen.
In den Verwaltungsreformen des 19. Und 20. Jahrhunderts hatten Stiepel und Kemnade eine wechselvolle Geschichte. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurde das ehemalige Eigengericht 1815 der Bürgermeisterei Blankenstein zugeschlagen, die wie Hattingen dem Kreis Bochum angehörte. Nachdem Bochum 1876 kreisfreie Stadt geworden war, wurde der Landkreis Bochum 1885 in die Landkreise Bochum, Gelsenkirchen und Hattingen zerlegt. Stiepel kam damit mit dem Amt Blankenstein zum Landkreis Hattingen. Erst 1929 wurde es nach Bochum eingemeindet. Grenze wurde die Ruhr. Dass die Stadt Bochum 1921 Haus Kemnade und 1922 Burg Blankenstein kaufte, deutet darauf hin, dass nicht nur Wassergewinnungsinteressen im Spiel waren, sondern auch die Absicht, bei künftigen Gebietsreformen das Stadtgebiet über die Ruhr nach Süden zu erweitern. Dazu kam es nicht, so dass Haus Kemnade seitdem kommunal von Stiepel getrennt zu Hattingen gehört, aber Bochumer Besitz ist. Indirekt bleibt aber damit die historische Zusammengehörigkeit des Hauses mit Stiepel bewahrt.
In den lippischen Lehensurkunden wird Haus Kemnade erstmals 1410 neben dem Hof Stiepel genannt. Die Anfänge des festen Hauses sind unbekannt. Da es aber 1393 noch nicht erwähnt wird, dürfte es erst um 1400 Herrschaftssitz des Eigengerichts geworden sein.
Zu dieser Zeit lag das Haus noch auf derselben Seite wie der Hof, erst durch ein Verlagerung der Ruhr 1486 geriet es auf die andere Ruhrseite. Das Haupthaus war vierseitig von einer Gräfte umgeben, davor dürften Wirtschaftsgebäude gelegen haben. Die heutigen Gebäude auf diesem Gelände sind zwischen 1780 und 1969 entstanden. 1589 brannte das Haupthaus ab, der Neubau zog sich von 1602 bis 1704 hin. In dieser Gestalt ist das Haus bis heute erhalten geblieben. Im fehdereichen 15. Jahrhundert könnte das Haus auch Verteidigungsfunktion gehabt haben, der Neubau hatte diese Funktion aber trotz des mächtigen Eckturms nicht mehr. - Der älteste erhalten gebliebene Teil des Hauses ist die Kapelle vom Anfang des 16. Jahrhunderts.
Haus Kemnade heißt so, weil es offene Kamine besaß. Und auch das Haus des 17. Jahrhunderts besitzt noch fünf Kamine. Sie sind mit den Decken und dem Treppenhaus das einzige, was von der alten Ausstattung verblieben ist. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts verlor das Haus im Zuge einer Erbteilung sein ganzes bewegliches Inventar. Dennoch vermitteln vor allem die Kamine im großen und im kleinen Saal ein eindrucksvolles Bild der Adelskultur zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Und das gilt auch von der prächtigen Holztreppe und den geschnitzten Ovalmedaillons an der Decke der Eingangshalle aus der Zeit um 1700. Auch die stuckierten oder bemalten Deckenbalken der Säle aus derselben Zeit sind sehr gut erhalten.
Der prächtigste Kamin ist der Wappenkamin im großen Saal, dessen Aufbau und Bildprogramm ganz der Betonung des Rangs der Herren von der Recke auf Haus Kemnade dient. Wennemar V. von der Recke und seine Gemahlin Sybilla von Büren, die im Porträt dargestellt haben, haben sich mit diesem Kamin nicht nur selbst ein Denkmal gesetzt, sondern mit den acht Doppelwappen der Vorfahren Wennemars eine eindrucksvolle Ahnenprobe geliefert. Christus als Weltenherrscher über dem Kamin, die vier Kardinaltugenden (von denen die Figur der Temperantia fehlt) und das Relief mit der Opferung des Isaak verweisen auf die religiös begründete Herrschaft des Erbherrn auf Kemnade.
Noch deutlicher wird der religiöse Bezug im Adam und Eva Kamin des kleinen Saals mit der Darstellung des Sündenfalls und Vertreibung aus dem Paradies und im Schöpfungskamin des ersten Stocks mit der Erschaffung der Welt und der Erschaffung Evas. In ihnen spiegeln sich die protestantischen Überzeugungen des letzten von der Recke und der Sybergs. – Die Verbindung von Religiosität und adeligem Standesbewusstsein dokumentiert auch der Sybergschen Epitaph aus der Pfarrkirche, der hier seinen Platz gefunden hat. –
In eine andere Welt führen die Deckenmedaillons der Eingangshalle aus dem Jahre 1707. Hier werden die Inhaber der Herrschaft Stiepel von den Anfängen bis zu den Herren von Syberg in Wappen dargestellt um welche die Planeten in Wägen kreisen, deren Räder das Sybergsche Wappen wiederholen, alles eingebunden in den Zyklus der Tierkeiszeichen. Die Eigenherrschaft und die Eigenherren stellen sich dem Besucher beim Betreten des Hause eingefügt in die kosmische Ordnung vor – ein typisches Bildprogramm des Absolutismus.
Weiß, August, Hochgericht und Herrlichkeit Stiepel, Jahrbuch des Vereins für Heimatpflege im Kreis Hattingen 2/3 (1923/24), S. 228-254 (teilweise überholt).
Lassek, Albert, Burghaus Kemnade im Ruhrtal, Bochum 1968.
Dann, Thomas, „... ein vortefflich schöner Rittersitz...“ Haus Kemnade und seine Ausstattung vom 16. Bis zum 19. Jahrhundert, Bochum 2000.
Scheler, Dieter, Pfarrkirche und Herrschaft Stiepel, in: Evangelische Kirchengemeinde Stiepel (Hrsg.), 1000 Jahre Dorfkirche Bochum-Stiepel; Bochum 2008, S. 167-176.
Die Sammlungen
Das Kulturhistorische Museum Haus Kemnade beherbergt einzigartige Sammlungen und Ausstellungsstücke
Details: Klicken Sie auf den Namen der Sammlung