Instrument des Monats September 2007

Dutär aus Afghanistan

Die Dutär ist eine Langhalslaute und gehört somit zu der großen Instrumentenfamilie der Chordophone, der Saiteninstrumente. Die Laute selbst ist eine sehr altes und in vielen Ländern der Welt verbreitetes Instrument. Daher gibt es auch eine Vielfalt von Ausführungen. Allen gemeinsam ist ein Resonanzkörper und ein Hals mit Saiten, die nahe vom Ende der Resonanzdecke über dieselbe und dann den Hals entlang verlaufen. Die wichtigsten Unterschiede bestehen in dem Längenverhältnis von Korpus und Hals, in der Form der Rückseite, der Anzahl der Saiten und in der Ausführung des Griffbrettes.

Obwohl der Name Dutär ?zwei Saiten? bedeutet, haben viele dieser Instrumente drei, vier oder noch mehr Saiten. Dennoch drückt sich die Zweisaitigkeit dadurch aus, dass sowohl die Melodie wie auch der begleitende Bordun, als die zwei tönenden Elemente der gespielten Musik, auf einem Instrument musiziert werden.

Die hier gezeigte Langhalslaute aus Afghanistan hat einen tropfenförmigen Holzkorpus und eine Holzdecke mit eingestichelten Löchern. An 3 vorderständigen und 13 seitenständigen Wirbeln (ein Wirbel fehlt) befinden sich Stahlsaiten. Besonders bemerkenswert sind jedoch die umfangreichen, schönen Einlegearbeiten aus Perlmutt. Sie zeigen den hohen handwerklichen Stand des Instrumentenbauers.

 

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats August 2007

Reproduktionsgerät – Plattenspieler

Die Reproduktion von Sprache und Musik erfolgt heute fast ausnahmslos elektronisch. Überwiegend werden CD-Scheiben verwendet, die mittels Laserstrahlen gelesen werden.

Die Anfänge der Wiedergabetechnik waren jedoch mechanisch. Die Idee, Töne aufzuzeichenen und festzuhalten, kam mehreren Männern zu gleicher Zeit am Ende des 19.Jhd. Neben dem Franzosen Charles Cross muß hier der Amerikaner Thomas A. Edison genannt werden. Sei erster Schallaufnehmer war ein Metallzylinder, der mit einer dünnen Folie umwickelt war. Die Schwingungen der Töne, die jemand in ein kleines Sprachrohr spreach, wurden über eine Nadel auf die Folie übertragen. Der Zylinder wurde mit einer anderen Nadel zurückgespielt. Diese Nadel hatte eine eigene Membrane und fuhr die Bewegungen der ersten Nadel in den Rillen nach. Emile Berliner, ein nach Amerika ausgewanderter Deutscher, ersetzte 1887 den Zylinder durch eine Platte und wurde so zum eigentlichen Erfinder des „Grammophons“. Die Grammophone waren mit einem Federmotor ausgerüstet, der mit der hand aufgezogen wurde. Damit die ganze Familie zuhören konnte, wurde ein Schalltrichter aufgesetzt.

Die Aufnahmegeräte hatten ebenfalls Trichter, in die die Musiker hineinspielen mussten. Um dies zu vereinfachen, wurde, wie die hier neben dem Grammophon ausgestellte Geige zeigt, die Instrumente entsprechen umgebaut.

Wolfgang Bettzieche


Foto:Andrea Grune

Instrument des Monats Juli 2007

Blasinstrumente aus Tibet

Foto: Andrea Grune

Blasinstrumente nennt man die umfangreiche Instrumentengruppe der Aerophone, die zur Tonerzeugung einen Luftstrom benutzen. Hierzu gehört auch die Orgel. Während diese aber zur Erzeugung des Luftstromes ein Gebläse hat, werden die Flöteninstrumente, die Trompeteninstrumente und die Rohrblattinstrumente mit dem menschlichen Atem zum Klingen gebracht.

Die Trompeteninstrumente haben eine sehr alte Geschichte. Sie wurden mit wechselnder Kompliziertheit in der ganzen Welt gefertigt und werden gegenwärtig, neben der Verwendung im normalen Symphonieorchester, vor allem bei rituellen und militärischen Anlässen aber auch zur Signalgebung verwendet.

Die Rohrblattinstrumente kamen aus dem Osten. Ihre Verbreitung ist geringer. Sie treten heute vor allem in Europa, Afrika und dem fernen Osten auf.

Das erste ausgestellte Instrument ist ein ?Zang Kang?, ein kleines unverziertes Längshorn aus Messing. Es hat einen Schmuckwulst in der Mitte und ein lippenstützartiges Trompetenmundstück.

Des weiteren ist eine ?Puja Muhali? zu sehen, ein oboenartiges Instrument aus Holz und Messing. Sie hat acht Grifflöcher, das Rohrblatt ist original.

 
Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Februar 2007

Särangi aus Nordindien oder Pakistan

Foto: Andrea Grune

Die Särangi gehört zu der in vielen Ländern der Welt in großer Vielfalt vorhandenen Instrumentenfamilie der Fideln. Das aus gestellte Stück ist eine mit einem Bogen zu streichende Kurzhalsfidel. Der Korpus wurde aus einem Stück Holz geschnitzt. Es hat einen an der Oberseite leicht eingezogenen Korpus und einen breiten abgesetzten Hals mit großem Wirbelkasten. Die Decke ist aus einem Fell in Klebespannung. Vier Spielsaiten aus Draht werden von vier großen Flankenwirbeln gespannt, die elf Resonanzsaiten sind an seitenständigen Wirbeln befestigt. Ein einfacher Brückensteg hat zwei Saitenebenen.

Besonders hervorzuheben ist bei diesem Instrument die dekorative Ausführung aller Teile. Halsoberseite, Hautdecke und die Korpusrückseite sind mit islamischen Personendarstellungen bemalt. Die zeigt, dass die Instrumente nicht nur dem Musizieren dienten, sondern auch der Repräsentation des eigenen Wohlstandes.

Das Instrument hat kein Griffbrett. Die Saiten werden beim Spielen dadurch verkürzt, dass die Finger seitlich dagegen gepresst werden.

Das Instrument wird sowohl in der volkstümlichen wie in der klassischen Musik verwendet und dort auch virtuos gespielt.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats August 2006

Spieldosen

 

Daran, dass Spieldosen im Volksmund auch Spieluhren genannt werden, ist zu erkennen, dass diese Instrumente von Uhrenmachern entwickelt wurden. Die erste Spieldose baute wahrscheinlich 1796 der Schweizer Uhrenmacher A.Favre.

Sie haben ein mechanisches Musikwerk bei dem die Töne durch Anreißen von Metallzungen mittels Stiften einer rotierenden Metallscheibe oder Stiftwalze entstehen. Die oft auswechselbare Walze wird in der Regel durch ein aufziehbares Federwerk angetrieben. Die Metallzungen sitzen auf einem aus einer einzigen Stahlplatte gefertigten Stahlkamm. Ein Windflügelsystem sorgt für den gleichmäßigen Ablauf. Die Spieldauer hängt von der Größe des Instrumentes ab und dauert meist nur 30-60 Sekunden. Ausgehend von der Schweizer Uhrenindustrie erlebten die mechanischen Stahlkammspielwerke als Massenproduktion zur Verbreitung volkstümlicher Melodien, populärer Opernarien usw. ihre Blütezeit im 19.Jhd., aber auch heute sind sie noch sehr beliebt.

Die Vielfalt der Ausführungen ist an den ausgestellten Exemplaren zu erkennen:

1) Spieluhr in Form eines Konzertflügels

2) Spieluhr in Form eines Konzertflügels mit Tänzerin

3) Spieluhr in Form einer Pagode mit Zigarettenspender

4) Spieluhr in Form eines Hauses als Spardose

5) Kleine Kinderspieluhr

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Juli 2006

Gusle aus dem Balkan

Foto: Andrea Grune

Die Gusle gehört zur Instrumentenfamilie der „Chordophone“ also  der Streichinstrumente, bei denen der Ton durch das Vibrieren einer Saite  entsteht. Diese Instrumente wurden zunächst nur gezupft. Ungefähr im 10. Jhd. nach Christi kam der Streichbogen hinzu.

Das hier gezeigte Instrument ist eine gestrichene Laute. Gestrichene Lauten sind als Volksinstrument in vielen verschiedenen Ausführungen besonders in Afrika, Asien und Europa verbreitet.

Zu sehen ist hier eine einsaitige, griffbrettlose Gusle aus dem Raum Bosnien-Herzegowina-Serbien. Der kleine gewölbte Korpus und dessen schlanker Hals sind aus einem einzigen Stück Holz gefertigt und mit reichhaltigen Verzierungen versehen. Der Hals ist am Ende als Tierkopf gestaltet und auch mit reichen Schnitzereien geschmückt. Die Decke ist aus Fell und genagelt. Das Instrument hat nur eine Saite mit Unterbefestigung an einem Zapfen. Die Saite wird beim Spielen mit den Fingern von der Saite her in der Luft gegriffen und mit einem einfachen kleinen Bogen gerstrichen. Der Spieler spielt auf dem Instrument einschließlich der leeren Saite nur fünf Töne. Er begleitet sich selbst bei epischen Gesängen, spielt aber auch zum Tanz auf.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Juni 2006

Rasseln aus Afrika

Foto: Andrea Grune

Rasseln sind Idiophone (Selbstklinger). Dies sind Instrumente bei denen der Ton durch die Eigenschwingung des Instrumentes, nicht also durch eine Membran, Saite oder Luftsäule erzeugt wird. Bei den geschüttelten oder angeschlagenen Rasseln prallen die Rasselkörper gegen den Rasselkorpus oder gegeneinander. Hierdurch entsteht ein unpräzises, prasselndes Geräusch. Sie haben durch viele tausend Jahre in der Musik, aber z.B. auch bei den Zauberriten primitiver Völker eine Rolle gespielt. Heute werden sie hauptsächlich in der Tanz- und Unterhaltungsmusik, seltener in der Kunstmusik verwendet. Daneben sind sie aber auch noch im volkstümlichen Brauchtum und als Kinderspielzeug in Gebrauch. Neben der Rahmenrassel, bei denen die Rasselkörper gegen einen Rahmen schlagen, sind die Gefäßrasseln von Bedeutung. Die einfachsten Instrumente dieser Art sind getrocknete Kürbisse, Kalebassen oder Schoten mit innenliegenden Samenkörpern. Andere für Rasseln verwendete Materialien sind Tierhäute, Holz, Bast, Ton und Metall. Die hier gezeigten Instrumente gehören zu der seltener zu sehenden Gruppe der Netzrasseln. Bei ihnen werden nicht die in der Frucht vorhandenen Samenkörper zum Rasseln verwendet, sondern sie werden zusätzlich mit einem Netz aus Schnüren überzogen, auf denen die Rasselkörper angebracht werden. Dies können z.B. Muscheln oder größere Samenkörper sein. Wie an den Ausstellungsstücken zu sehen, hat hierdurch der Instrumentenbauer die Möglichkeit das Instrument über den musikalischen Zweck hinweg auch äußerlich geschmackvoll zu gestalten.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Mai 2006

Martinstrompete

Die Martinstrompete, auch Martinshorn oder Schalmei genannt, wurde um 1925 von M. B. Martin in der Instrumentenstadt Markneukirchen entwickelt und 1927 patentiert. Sie gehört zur Instrumentenfamilie der Aerophone und ist ein Blasinstrument, bei dem mehrere, ursprünglich für Signalzwecke eingesetzte Eintoninstrumente kombiniert sind. Sie haben Aufschlagzungen. Durch Ventile lassen sich die für jeden Ton separat vorhandenen Röhren alternativ einschalten.

Die Martinstrompete war als Ersatz für die relativ teuren und schwer zu spielenden Blechblasinstrumente in Laienkapellen gedacht. Sie wurde in verschiedenen Tonlagen gebaut, vom Piccolo bis zum Kontrabass. Jedes Instrument hatte bis zu 16 (heute bis 8) Töne, einige waren ausschließlich zum Akkordspiel eingerichtet. Wegen des beschränkten Tonumfanges und der mangelhaften, vom Spieler nicht beeinflussbaren Intonation konnten sich die Martinshörner nur kurze Zeit behaupten, vor allem in den so genannten Schalmeienkapellen kommunistischer Gruppen. Das, wenn auch nicht als Musiker sondern als Politiker, bekannteste Mitglied einer solchen Kapelle war der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honnecker.

 Seit dem Zweiten Weltkrieg fanden Martinshörner nur noch gelegentlich Verwendung.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats April 2006

Italienische Mandoline

Foto: Andrea Grune
Italienische Mandoline

In Verbindung mit der z.Zt. stattfindenden Ausstellung „Reiselust“ (in Italien) wird in diesem Monat noch einmal eine Mandoline als ein typisch italienisches Instrument ausgestellt.

Sie ist ein in mehreren Bauformen existierendes Zupfinstrument der Lautenfamilie mit einem bauchigen, halb birnenförmigen, aus schmalen Holzspänen zusammengesetzten Schallkörper. Dieser ist jedoch tiefer gewölbt und normalerweise kleiner, als der einer Laute. Das ausgestellte Instrument gehört zu den sogenannten „Neapolitanischen Mandolinen“ (italien.: mandolino napoletano) der verbreitetsten Mandolinenart. Bei dieser Bauform ist die Decke an ihrer breitesten Stelle unterhalb des Steges leicht abgeschrägt und hat ein großes offenes Schallloch. Wie viele andere hat auch dieses Instrument schöne Intarsienverzierungen. Der Schmetterling auf der Decke dient nicht nur zur Verzierung, sondern auch zum Schutz gegen Kratzer, die beim Spiel mit einem harten Plektrum entstehen können. Der kurze Hals hat Bünde und am 5.,7.,9. und 12. Bund  Bundmarken, die das Spiel von Quart, Quint, Sext und Oktave erleichtern. Er endet in einer leicht nach hinten geknickten Wirbelplatte mit hinterständigen Wirbeln. Die vier Doppelsaiten sind in Quinten, wie bei einer Violine, gestimmt. Sie werden entweder gezupft oder mit einem Plektron aus Schildpatt angerissen. Durch schnelles Hin- und Herbewegen entsteht dabei der charakteristische helle, rauschende Tremoloklang.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats März 2006

Ungarische Zither

Zither

Foto: Andrea Grune  

Die Zither gehört zur Instrumentenklasse der Chordophone, das sind solche bei denen eine oder mehrere Saiten zwischen festen Punkten eingespannt sind. Dabei ist je nach der Form des Saitenträgers zwischen Stabzithern, Röhrenzithern, Wölbbrettzithern und Brettzithern, auch Kastenzithern genannt, zu unterscheiden. Die Saiten werden je nach Instrument gezupft, geschlagen, gestrichen oder ausnahmsweise (Äolsharfe) angeblasen.

Während Ostasien das Hauptverbreitungsgebiet von Wölbbrettzithern ist, hat Südasien die Röhrenzither entwickelt.

Im engeren Sinne ist in Europa die Zither ein Zupfinstrument mit einem flachen, kastenförmigen Korpus, das an einer Saite ausgebuchtet ist und dessen Decke ein Schallloch sowie gegenüber der Buchtung ein Griffbrett aufweist. Sie entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 18.Jhd. aus dem mittelalterlichen Scheitholz und war vor allem in Bayern, Tirol, dem Salzburgischen und in der Schweiz verbreitet. Der Aufschwung des Zitherspieles im 19.Jhd. brachte eine Weiterentwicklung in Form und Saitenzahl durch verschiedene bayerische und österreichische Instrumentenbauer mit sich. Gleichzeitig entwickelte sie sich musikalisch vom Begleitinstrument für Lieder und Tanz zum Konzertinstrument.

Die hier gezeigte, in Ungarn hergestellte Zither ist besonders schön gearbeitet. Sie hat 5 Melodiesaiten und 15 Begleitsaiten. Auf die 3 geschnitzten Pferdeköpfe und das geschnitzte Blumendekor sei besonders hingewiesen.

 

Wolfgang Bettzieche